Berlin. „Niiu“ heißt ein neues Projekt, das am 16. November in Berlin unter niiu.de startet, um dann allmorgentlich eine auf jeden Leser individuell zugeschnittene Tageszeitung auszuliefern. Auf Papier! Dabei kann der Leser bereits zum Start aus vielen Tageszeitungen auswählen: darunter BILD, Frankfurter Rundschau, B.Z., Der Tagesspiegel, The New York Times, Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost, Abendblatt München und einige mehr. Sie alle stellen ihre kompletten Inhalte zur Verfügung. Dazu kommen hunderte weitere aus Online-Medien wie kicker.de, blogpiloten.de, dowjones.de, presseportal.de oder Wikipedia. Klingt ja nicht schlecht.
Nur mit zwei Seiten Werbung will man bei der anfangs 24seitigen Zeitung auskommen. 1,80 Euro bzw. 1,20 Euro für Studenten (die übrigens die Hauptzielgruppe darstellen) soll das sehr persönliche Blatt per Einzelexemplar kosten; Prepaid statt Abo. Eine Registrierung ist bereits möglich. Die Verbreitung ist vorerst allerdings auf das Stadtgebiet Berlin begrenzt. Ob damit direkt die 5.000 Kunden erreicht werden können, die nach eigenen Angaben benötigt werden, um profitabel arbeiten zu können… Nun ja, das Potential ist vorhanden.
Dennoch gibt es Zweifel über den Erfolg des Projektes. Letztlich werden großteils kostenlose, frei verfügbare Inhalte zu einer Zeitung zusammengeflickt. Zudem gibt es bereits ähnliche Angebote, die lediglich nur nicht in einer gedruckten Ausgabe enden, sondern als PDF, die man per E-Mail erhält (siehe news2paper oder FeedJournal – beide kostenlos), die aber dafür auch aktueller sind. Denn „Nichts ist älter als die Nachrichten von gestern“ ist eine alte Weisheit! Aber genau das ist es, was der Leser bei niiu serviert bekommt. Das ist meiner Ansicht nach der größte Haken und auch der Punkt, der das Projekt meiner Ansicht nach – leider – scheitern lassen wird. Trost: Es wird noch andernorts an ähnlichen Projekten gearbeitet. So soll z.B. schon zum 1. Dezember diesen Jahres die erste „PersonalNews“ (siehe individuelle-zeitung.de) erscheinen. Hier ist (mir) leider noch unklar, wie aktuell die gedruckten News sein werden. Und bei diesen beiden Beispielen wird es sicher nicht bleiben.
Fazit: Die Ansätze sind da, und es liegt ja schon lange auf der Hand, dass personalisierte Produkte mit so wenig Streuverlust als möglich die Zukunft sein werden. Ich kaufe und lese ja schließlich auch bspw. nicht den Kicker, nur um mein Horoskop zu erfahren, wenn mich Fußball aber gar nicht interessiert. Bekommt man vor allem das Aktualitätsproblem in den Griff und kann den noch recht hohen Preis pro Exemplar auf ein normales Niveau senken, wird diese Zukunftsversion früher oder später Alltag sein. Amen.